Stell dir vor, du sitzt in meinem Coaching. Du hast dich gut vorbereitet. Du weißt genau, was du sagen willst. Und jetzt ist der Moment gekommen: Ich bitte dich, mir zwei Minuten deines Vortrags oder deiner Präsentation zu zeigen. Du startest – voller Energie.
Ich höre dir aufmerksam zu.
Und dann passiert es:
Ich sehe die Gedankenstruktur in deinem Kopf – doch als Zuhörer höre ich sie nicht. Statt einer klaren, strukturierten Rede erlebe ich eine Wortwurst, einen Strom aus Sätzen, die für dich völlig logisch erscheinen, für mich als Zuhörer aber keine erkennbare Gliederung haben.
Nach zwei Minuten halte ich inne und sage:
„Stell dir vor, du würdest deinen Text als geschriebenes Dokument vor dir sehen. Siehst du Absätze? Überschriften? Oder wirkt es wie ein einziger, langer Block?“

(c) Alan Ovaska
Das Problem: Du bist vorbereitet – aber Deine Botschaft kommt nicht an
Fast immer erhalte ich ein nachdenkliches Nicken. Genau das ist das Problem: Die akustische Gliederung fehlt. Der Zuhörer muss sich mit Mühe aus dem gesprochenen Strom selbst die Struktur herausziehen – und das kostet Energie. Energie, die am Ende für deine eigentliche Botschaft fehlt.
Und genau darum geht es heute:
Wie kannst Du an Deinem Stimmen-Mischpult die entscheidenden Regler so einstellen, dass Deine Zuhörer dir mühelos folgen, Deine Botschaft auf den Punkt ankommt – und Du am Ende nicht nur gehört, sondern auch verstanden wirst?
1. Struktur – Ohne Gliederung entstehen Stress und Sprechdruck
Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig eine klare akustische Gliederung ist. Du weißt, was Du sagen willst – aber Dein Zuhörer nicht. Ohne Gliederung muss er sich aus deinem Sprechfluss mühsam herausfiltern, worum es geht. Das ist anstrengend. Und wenn Zuhören anstrengend wird, verlieren Menschen schnell das Interesse.
Doch nicht nur das: Ungegliedertes, pausenloses Sprechen erhöht auch Dein eigenes Stresslevel erheblich. Dein Gehirn registriert den ständigen Redefluss und setzt Dich unbewusst unter Druck. Du spürst, dass Du weitersprechen musst – weil Dein Tonfall suggeriert, dass da noch etwas kommt. Die Folge: Ein innerer Sprechdruck entsteht, der Dir das Gefühl gibt, dass Du keine Pause machen darfst. Dadurch denkst Du oft nicht wirklich nach, bevor Du sprichst, sondern redest einfach weiter – oft ohne klare Struktur.
Diese Art zu sprechen wirkt nicht nur unruhig, sie kostet Dich auch unglaublich viel Energie. Wer immer das Gefühl hat, weitersprechen zu müssen, hat keine Kontrolle über seinen Redefluss – sondern wird von ihm gesteuert.
Wie du an diesem Regler drehst:
✅ Verbale Absätze setzen: Mache gezielt kurze Pausen zwischen den einzelnen Gedanken. So hilfst Du dem Zuhörer, sich zu orientieren – und gibst Dir selbst den Raum, den Du brauchst.
✅ Gliedernde Signalwörter nutzen: Beginne Abschnitte bewusst mit Worten wie „Drei Punkte sind wichtig…“ oder „Der erste Punkt ist…“. So wird deine Struktur sofort klar.
✅ Visuelle Vorstellung entwickeln: Stelle Dir Deine Rede als Text vor – wo würdest Du Absätze setzen? Wo gehören Überschriften hin? Spreche so, dass diese Gliederung auch hörbar ist.
Praxisbeispiel:
- Vorher: „Also wir haben das Produkt verbessert und es gibt eine neue Funktion und die Kundenreaktionen sind bisher sehr positiv und wir haben auch den Preis angepasst.“
- Nachher: „Drei Dinge sind neu: Erstens, eine verbesserte Funktion. Zweitens, ein optimierter Preis. Und drittens, begeisterte Kundenstimmen.“
Der Unterschied? Klarheit. Struktur. Nachvollziehbarkeit. Dein Zuhörer weiß, was wichtig ist – und Du selbst hast weniger Sprechdruck.
2. Sprechmelodie – Warum nach oben gezogene Satzenden „Ähms“ und Girlandensätze erzeugen
Kennst Du das Phänomen des Entenschwänzchens? Das passiert, wenn jeder Satz am Ende hochgeht – als wäre es eine Frage. Diese Angewohnheit sorgt unbewusst für Verunsicherung beim Zuhörer. Er fragt sich: Weiß die Person eigentlich selbst, was sie sagen will?
Doch das ist nicht der einzige Nachteil: Satzenden, die immer nach oben gehen, erzeugen auch unwillkürlich Füllwörter wie „Ähm“ und „Äh“. Warum? Weil Dein Gehirn registriert, dass die Aussage „offen“ klingt – also weitersprechen muss. Doch in dem Moment, in dem Dir nicht sofort einfällt, wie Du weitermachen sollst, kommt das berühmte Füllwort.
Noch eine Nebenwirkung dieser Sprechweise: Sätze werden mit „und“ aneinandergereiht. Anstatt Gedanken klar voneinander zu trennen, fügen viele Sprecher ein unbewusstes „und“ ein – oft, ohne es zu merken. Dadurch entstehen sogenannte Girlandensätze: eine nicht enden wollende Kette von Aussagen, die alle gleich klingen.
Das Problem? Girlandensätze sind unglaublich ermüdend. Da sie keine echte Struktur haben und die Melodie immer gleich bleibt, schaltet Dein Zuhörer unbewusst ab. Es fehlt das akustische Signal, das zeigt: Jetzt kommt ein neuer Gedanke!
Wie Du an diesem Regler drehst:
✅ Satzenden bewusst absenden: Achte neugierig auf die Reaktionen, die Dein Satz ausgelöst hat! Siehst Du ein Schmunzeln oder ein nachdenkliches Nicken?
✅ Innere Sicherheit trainieren: Unsicherheit im Inhalt zeigt sich oft in der Stimme. Bereite Dich so vor, dass Du genau weißt, weshalb Du was in Deinen Zuhörern auslösen willst.
✅ Bewusst auf „und“ und „Ähm“ achten: Ersetze sie durch eine Reaktionspause – das gibt dir Zeit zum Denken und klingt souveräner.
3. Perspektive – Sprich nicht über Dich, sondern über Dein Gegenüber
Der häufige Fehler, aus der Ich-Perspektive zu sprechen, rührt daher, dass Du in der Vorbereitung Dein Thema so gut und klar wie möglich erklären und präsentieren willst. Wenn Du das tust, bemerkst Du oft gar nicht, dass Du alles aus Deiner eigenen Sicht erzählst.
Psychologisch gesehen erzeugst Du dadurch unbewussten Widerstand (Reaktanz) in Deinen Zuhörern. Warum? Weil kluge Zuhörer automatisch anfangen, Deine Aussagen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen – ein Arbeitsschritt zu viel. Statt sich mit Deiner Botschaft zu verbinden, gehen sie innerlich in eine Distanzhaltung und prüfen Deine Worte skeptisch.
Diese Vorgehensweise verrät auch eine zu stark auf Dich selbst fokussierte Denkweise. Du sprichst aus Deinem eigenen Verständnis heraus, aber nicht aus der Perspektive der Menschen, die Dir zuhören. In dieser Konstellation wird vor allem der Verstand des Zuhörers angesprochen, doch wirkliche Überzeugung entsteht erst, wenn sich der Zuhörer in Deiner Botschaft selbst wiederfindet.
Wie Du an diesem Regler drehst:
✅ Von „Ich“ zu „Du“ wechseln: Statt „Ich erkläre Ihnen, wie unser Tool funktioniert“ sage lieber „Sie erfahren jetzt, wie Sie unser Tool optimal nutzen.“
✅ Die Zuhörer aktiv einbeziehen: Stelle Fragen wie „Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie …?“ oder „Kennen Sie das?“.
✅ Beim Schreiben üben: Korrigiere Deine E-Mails – oft kannst Du ein „Ich“ durch ein „Sie“ ersetzen.
Dein nächster Schritt:
Du möchtest Deine Kommunikationsfähigkeiten weiter verbessern und lernen, wie Du Einwände proaktiv vermeidest? Komm auf einen Espresso mit mir! Gemeinsam finden wir die besten Strategien für Deine individuellen Herausforderungen.
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Viel Erfolg auf deinem Weg zu effektiver Kommunikation!
Dein
Arno Fischbacher
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Der Autor:
Als erfahrene Führungskraft und Coach verbindet Arno Fischbacher fundiertes Wissen mit praxisnahen Lösungen. Mit über 30 Jahren Erfahrung als Schauspieler, Stimmcoach und Redner zeigt er Führungspersönlichkeiten und Teams, wie Du mit souveräner Sprache und kraftvoller Stimme überzeugen kannst. Seine Trainings inspirieren Menschen, ihre Wirkung zu maximieren und Kommunikation neu zu denken. https://arno-fischbacher.com
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