„Meine Stimme geht immer wieder zu hoch hinauf!“ Erst vor zwei Tagen bat eine Rednerkollegin in einer internen Facebookgruppe um sachdienliche Empfehlungen. Speziell beim Vortragen würde ihr das auffallen, schrieb sie. Hatte sie Feedback von ihren Zuhörern erhalten? Oder ist ihr dieser Aspekt Ihrer Sprechweise erst so deutlich beim Anschauen ihrer Videomitschnitte aufgefallen? Neugierig geworden, klicke ich mich durch ihre interessante Website. Finde klare Aussagen, gut formulierte Angebote. Auf den Fotos ist eine dynamische Frau zu sehen, ausdrucksstark, in verschiedenen Redesituationen.

Dann die Videos. Der Moment der Wahrheit. Bestätigen die Ohren, was die Augen suggerieren? Wie sagte es Quintilian so schön: „Wer das Ohr beleidigt, dringt nicht zur Seele vor!“

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Fragen-Hitliste zur Stimme

Gäbe es eine Hitliste der meistgestellten Fragen an Stimmcoaches, dann stünden folgende Fragen wohl ganz oben auf der Liste:

  • „Meine Stimme klingt bei Stress oder im Vortrag zu hoch, wie kann ich eine tiefere Stimme bekommen?“
  • „Mein Kollege (meine Kollegin) spricht mit höherer Stimme, was kann man da tun?“
  • „Als Mann wünsche ich mir eine tiefe Stimme!“
  • „Was kann ich tun, um meine Stimme voller und voluminöser klingen zu lassen?“ Und:
  • „Dauert das nicht ewig, bis ich mit all diesen langwierigen Stimmübungen mein gestecktes Ziel erreicht habe?“

Seit ich auf meiner Website unkompliziert die Möglichkeit anbiete, mit mir kostenlos zu telefonieren, um offene Fragen rund um Stimme und Kommunikation zu besprechen, höre ich solche Fragen besonders oft. Schon ausprobiert? Hier geht’s zu  -> kostenfrei mit Arno Fischbacher am Telefon sprechen.

Stimmtraining im Schnellkurs?

Ohne Zweifel, eine umfassende Stimm- und Sprechausbildung ist anspruchsvoll. Sie umfasst neben der klassischen Stimmbildung und dem Trainieren von Atem, Artikulation und Modulation auch Techniken, um jederzeit den Kontakt zu den Zuhörern aufzubauen. Psychologische Strategie der Überzeugungskraft und die Auseinandersetzung mit wirkungsvollen Sprachmustern stehen ebenso auf dem Lehrplan. Und jeder dieser einzelnen Lernschritt entfaltet nur dann seine volle Wirkung, wenn es gelingt, die eigene Sicherheit im Auftreten zu stärken.

Das alles geht selbstverständlich nicht von heute auf morgen. Nicht umsonst verbringen Stimm- und Sprechprofis wie Schauspieler oder Studiosprecher Jahre in Schauspielschulen oder Sprecherausbildungen.

Meine eigene Schauspielausbildung liegt nun schon deutlich mehr als vierzig Jahre zurück, doch ich erinnere mich sehr gut an jene Wochen, die ich damit verbrachte, mein flaches oberösterreichisches „ei“ (wie in mein, dein, sein) in ein einigermaßen hochsprachliches „main“, „dain“, „sain“ zu verwandeln.

Geht tiefer sprechen nicht auch schneller?

Wenn Sie von diesem anspruchsvollen Ausbildungsprogramm lesen, vielleicht geht Ihnen dann auch spontan durch den Kopf: „Ich will doch kein Schauspieler werden! Mir geht es einfach nur darum, zufriedener mit meiner Stimme zu sein und beim Anschauen meiner Videoaufnahmen nicht andauernd in Ohnmacht zu fallen!“?

Ist so viel Arbeits- und Zeitaufwand für erfolgreiches Sprechen im Alltag wirklich nötig? Wenn Sie mit mir schon einmal zusammengearbeitet haben, wissen Sie, dass ich ein glühender Verfechter von kleinen, alltagstauglichen Trainingsschritten bin. Einfach umsetzbar müssen sie sein, sie dürfen nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen und Ihnen sofort erlebbare Ergebnisse liefern.

Weshalb tiefer und kraftvoller sprechen so oft nicht gelingt

Was macht es eigentlich immer wieder so wichtig, sich mit dem eigenen Stimmklang zu beschäftigen? Wieso genügt es denn nicht, einfach drauf los zu sprechen? Verliert man mit dieser ganzen „Selbstoptimierung“ nicht die vielgepriesene Authentizität?

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, gehören Sie wohl ohnehin nicht zu jenen, die „authentisch sein“ mit „Ich bleibe immer so, wie ich gerade bin, die anderen müssen damit klarkommen!“ verwechseln. Sie fragen sich vielleicht gerade: „Welche Stimmlage habe ich eigentlich? Mit welchen Übungen oder Werkzeugen kann ich mich weiterentwickeln?“

Für mich sind die wichtigsten Schlüssel zum persönlichen Wachstum und zur menschlichen Weiterentwicklung:

  • Den Willen aufzubringen und den Mut zu haben, die eigenen Gedanken, Handlungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen
  • Eine gehörige Portion Neugier
  • Die Erkenntnis, dass gewohnte Verhaltensweisen vom Bauchgefühl her als „ok“ empfunden werden deshalb der Verstand viel zu oft beschwichtigt: „Das kann nicht allzu falsch sein sein!“

Was macht die Stimme im Alltag oft höher als nötig?

Weitgehend unbemerkt sind wir täglich von Stimmen umgeben, die ihr natürliches Potential bei Weitem nicht ausschöpfen. Dabei sind es ganz alltägliche Dinge, die uns daran hindern, die Macht unserer Stimme für uns günstig wirken zu lassen und tiefer und kraftvoller zu sprechen. Die unsere Stimmbänder unnötig spannen und so die Stimme in höhere Lagen treiben, sodass manchmal unangenehme Vibrationen flattern im Ohr.

Die typischen Faktoren, welche die Stimme höher und weniger voll und angenehm klingen lassen, heißen:

  • Situativer Stress: Anspannung in Redesituationen, Nervosität vor heiklen Gesprächen, Zeitdruck etc.
  • Ungünstige Körperhaltungen: Wer allzu leger sitzt oder steht, verschenkt Stimmwirkung. Wer beim Sprechen nur den Mund bewegt, klingt monoton.
  • Eingeschränkte Artikulation: Eingefrorene Mimik und Kaumuskeln, die zum „sich durchbeißen“ angespannt sind, lassen die Stimme deutlich enger klingen.

Was verhilft Ihnen rasch zu tiefer und kraftvoller Stimme?

Drei Zonen im Körper wirken zusammen, damit sich Ihre Stimmklang entfaltet:

  • Ihr „Tongenerator“ im Kehlkopf, in dem Ihre Stimmlippen schwingen und so den rohen Ton erzeugen. Dort gilt es, bestmöglich loszulassen. Denn Stimme ist Schwingung. Sind die beiden Stimmlippen, die in Ihrem Kehlkopf beim Sprechen aufeinander zu schwingenden gespannt, erzeugen sie einen höheren Ton, je mehr sie loslassen, desto tiefer und runder klingt Ihre Stimme.
  • Ihre „Artikulationszone“, also Ihre Mimikmuskeln, Mund, Lippen, Ihre Zunge und Ihre Kaumuskeln. Aktivieren Sie Ihre Mimik und dehnen somit alle Muskeln in Gesicht und Mund, geben Sie Ihrer Stimme einen frischen, angenehm hellen Klang. Und geben Sie Ihren oft stressgeplagten Kaumuskeln den natürlichen Bewegungsspielraum zurück, schon moduliert Ihre Stimme lebendiger auf und ab, erreicht also auch ganz natürlich tiefere Töne.
  • Balance und Raum Ihrer Bewegungen. Wussten Sie, dass die Art und Weise, wie Sie sitzen oder stehen massiven Einfluss auf Klangfülle, Klarheit und Durchsetzungskraft Ihrer Stimme hat? Lesen Sie dazu hier mehr zum Thema „Mehr Klangfülle durch richtiges Stehen beim Sprechen“  oder auch meine Tipps „Wie Ihre Sitzposition auf Ihre Stimme wirkt“ oder „Durch den Kutschersitz mühelos zu Wort kommen“.

Drei Praxistipps: So klingt Ihre Stimme gleich tiefer und voller

Jagen Sie auch in Ihrem Alltag oft von einem Termin zum nächsten? Hecheln von einem Meeting zur nächsten Präsentation? Genau dann passen meine heutigen Praxistipps perfekt, denn sie kosten nur ganz wenig Zeit. Sie helfen Ihnen rasch und mühelos, gelöster, klangvoller und tiefer zu sprechen:

  • Motorradfahren
  • Luftkugel kauen
  • Hummelbrummen

Tipp 1: Motorradfahren für lockere Stimmlippen und Mut zu freier Gestik

Stellen Sie sich einfach vor, sie säßen auf einem imaginären Motorrad Ihre Wahl (Hubraum nach Belieben!). Sie ziehen die Kupplung (linker Handgriff) und werfen den Motor an, am besten, indem Sie mit dem Fuß kräftig in das Startpedal treten. Nun vorsichtig Kupplung schleifen lassen Gas geben … hören Sie, wie der Motor hochbrummt? – Das tut er natürlich nur, wenn Sie beherzt Ihre Lippen mit einem kräftigen Brummton flattern lassen: „Brrrmmmm! Brrrmmm!“

Besonders wirkungsvoll nützen Sie diese Blitz-Aufwärmübung für Ihre Stimme, wenn Sie mit großen ausladenden Bewegungen eine imaginäre Motorrad-Runde drehen und mit kindlichem Mut selbstvergessen den entsprechenden Soundtrack dazu produzieren.

Ihr Benefit nach bereits 15 Sekunden:

  • Durch den Luft-Rückstoß in Ihren Kehlkopf beim Lippenflattern werden Ihre Stimmlippen gleichsam massiert, die Muskelspannung lässt nach, Ihre Stimme wird dadurch im Moment tiefer und voller
  • Ihre Mimikmuskeln werden gedehnt und gelöst, das verbessert Ihre Artikulation.
  • Sie überschreiten normierte Verhaltensgrenzen, indem Sie bewusst kindlich spielerisch an die Sache herangehen. Das dehnt und erweitert Ihre Scham-Grenzen, was zu unerwarteten Lockerheit gegenüber Ihrem Publikum führen kann.

Tipp 2: „Mnjmmm!“ – Eine dicke Luftkugel kauen

Diese hochwirksame Übung wird in der Fachliteratur als „Kauphonation“ beschrieben – mit anderen Worten geht es darum, zu Kauen und währenddessen zu „phonieren“, also die Stimme klingen zu lassen:

Sie stellen sich vor, sie spürten eine angenehme, große weiche Luftkugel in Ihrem Mund, die den Raum bis hinten in Ihren Rachen ausfüllt. Sie beginnen nun mit geschlossenem Mund mit großen Bewegungen des Unterkiefers darauf herumzukauen – und intonieren dazu ganz entspannt ein „mmmm“. Das Ganze wird sich dabei wohl so ähnlich anhören, als wollten Sie mit geschlossenen Lippen „Mnnjammm!“ sagen.

Ihr Benefit nach bereits 15 Sekunden:

  • Je weiter hinten in Richtung Rachen Sie Ihre Luftkugel spüren, desto mehr öffnen Sie die sogenannte Gähnspannung.
  • Sie erweitern dadurch den Luftkanal in Ihrem Rachen, als wollten Sie gähnen. Das verschafft Ihrer Stimme automatisch mehr Klangfülle und Volumen und lässt sie tiefer klingen.
  • Diese Stimmtechnik ist für die markanten und klangvollen Stimmen vieler Stimmprofis verantwortlich.

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Tipp 3: Wwwwake-Up-Call für Ihr Zwerchfell

Was aber, wenn Ihr Publikum schon mit den Hufen scharrt und Sie in wenigen Sekunden an der Reihe sind, Ihre wichtigen Themen zu präsentieren? Dann nützen Sie diesen unscheinbaren, aber hochwirksamen Kickstart für Ihren Hauptatemmuskel, Ihr Zwerchfell:

  • Wie entsteht ein stimmhaftes „www“? Gehen Sie innerlich in Startposition, als wollten Sie das Fluggeräusch einer dicken Hummel imitieren. Setzen Sie Ihre oberen Schneidezähne sanft auf Ihre Unterlippe.
  • Mit einem kleinen Impuls lassen Sie nun ein vibrierendes „wwww!“ hören, ganz so wie eine Hummel, die gerade losfliegt, aber sich schon nach zehn Zentimetern Flug wieder absetzt.
  • Sie werden vielleicht bemerken, dass Ihr „wwww“ beim ersten Mal nicht richtig schön vibriert. Halten Sie kurz inne und wiederholen Sie das Ganze, bis Sie vom Anbeginn weg ein sattes „wwww“ hören und spüren.

Ihr Benefit nach bereits 15 Sekunden:

Je öfter Sie diese Mikro-Übung nutzen, desto schneller findet Ihr Organismus den richtigen Impuls für stimmhaftes Sprechen. Dadurch lernt Ihr Zwerchfell, Ihre Stimme gleich vom ersten Moment an mit dem nötigen Luftstrom zu versorgen. Die lohnt Ihnen das mit mehr Leichtigkeit und mehr Tiefe.

Alternativ klappt diese Übung auch mit einem stimmhaften „ssss“, ganz so, als wollten Sie eine dicke Fliege nachmachen.

Es gibt nichts Gutes außer man tut es …

Drei Empfehlungen für tiefere und vollere Stimme habe ich Ihnen heute präsentiert. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren und Anwenden.

Schreiben Sie mir gern Ihre Erfahrungen in die Kommentare – und über ein „Like“ des Videos freue ich mich ganz besonders. Wenn Fragen offen bleiben – oder Sie zu einem bestimmten Thema in meinen nächsten Videos oder Blogbeiträgen Antworten und Tipps lesen und hören wollen:

Hier geht’s zu meinem offenen Telefon! >>

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei all Ihren Gesprächen, bei all Ihren Präsentationen. Sie wissen ja sicher bereits:

Ihre Stimme wirkt. Voice sells!

Herzlich Ihr

Arno Fischbacher

 

 


Lesen Sie dazu auch: Souverän auftreten, aber wie?

Der Autor:

Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.

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