So eine angenehme Stimme! Haben Sie das nicht auch schon einmal gedacht? Mehrere Untersuchungen zeigen, dass vor allem voll klingende Stimmen in mittlerer Tonlage von den meisten Menschen als angenehm und verführerisch empfunden werden. Nicht nur allzu hohe und schrille Stimmen sind weniger gern gehört, sondern auch brummige, tiefe Stimmen landen am unteren Ende der Beliebtheitsskala, denn sie sind oft weniger gut verständlich.
„Dieser Stimme könnte ich stundenlang zuhören!“
Was ist aber nun das Spezielle an jenen angenehmen Stimmen, die als besonders wohlklingend empfunden werden, wo sie doch so unterschiedlich persönlich gefärbt sind? Sie alle vereinen einen scheinbaren Gegensatz: Sie klingen entspannt und wirken dennoch aktivierend. Immer wieder lassen sie uns den sogenannten „Eigenton“ hören, jenen magischen Stimmklang, bei dem die Stimmlippen im Kehlkopf völlig entspannt schwingen dürfen. Nicht umsonst wird der Eigenton auch als „Wohlfühllage“ bezeichnet.
Kann ich diese angenehme Stimmlage erlernen?
Wie erreiche ich den „Eigenton“? Der persönliche Eigenton steht jedem Mensch zur Verfügung, im alltäglichen Sprechen wird er jedoch nur selten verwendet. Im Stimmtraining ist es das vorrangige Ziel, den Eigenton bewusst zu machen und im Hörgedächtnis als Referenz zu speichern, um ihn verfügbar zu machen, wenn es darauf ankommt. Ihn authentisch nutzen zu können, ist ein Überzeugungsvorteil geschulter Redner. Übrigens verwenden Sie diesen Eigenton der Stimme bereits mehrmals täglich, wussten Sie das?
Hier ein Beispiel: Wie signalisieren Sie am Telefon Ihrem Gesprächspartner, dass Sie noch in der Leitung sind? Meist wird es Ihnen gar nicht bewusst sein, doch immer wieder geben sie ganz selbstverständlich ein scheinbar unbedeutendes „mmhhh“ von sich. Es ist ein wertvolles Beziehungssignal, ohne das sonst schnell die Frage käme: „Bist du noch da?“. Dieses „mmhhh“ klingt in der Regel aus dem Eigenton. Oder stellen Sie sich vor, dass ein Teller mit Ihrer Lieblingsspeise vor Ihnen steht und Sie gerade den ersten Bissen davon genommen haben – „Mmhhh, schmeckt das gut!“. Wieder klingt Ihre Stimme voll im Eigenton. Wenn Sie bei Gelegenheit einmal genau hinhören, wird Ihnen auffallen, dass diese wohligen Brummtöne meist deutlich tiefer klingen als die nachfolgenden Sprachlaute.
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Was macht den Eigenton der Stimme so wirksam?
Das Besondere am Eigenton ist, dass er ein großes Vertrauenspotential in sich trägt. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass er unbewusst an früheste Hörerlebnisse erinnert. Das Gehör ist – nach dem Gleichgewichtssinn – das am frühesten entwickelte Sinnesorgan des Menschen. Bereits ab der zwanzigsten Lebenswoche nimmt das heranwachsende Kind eine vielfältige Lautumgebung wahr: Das Blubbern und Glucksen der Verdauung, das lauter Strömen des Blutkreislaufes, die Stimme der Mutter und manche Außengeräusche. Das Besondere aber ist die spezielle Akustik, denn das Kind schwimmt ja in der Fruchtblase und das Fruchtwasser filtert alle Klänge und Geräusche. Vergleichbares können Sie erfahren, wenn Sie beide Ohren unter Wasser tauchen. Erinnern Sie sich an diese spezielle Klangwelt? Eine andere Möglichkeit der Annäherung an diese Klangwelt ist, sich beide Ohren zuzuhalten und ein paar Worte zu sprechen.
Sollte ich also am besten nur noch aus dem Eigenton heraus sprechen?
Nein, es geht nicht darum, permanent im Eigenton zu sprechen. Das würde Ihre Zuhörer ermüden und zu Langeweile führen, weil Ihre Stimme dann monoton klingt. Für die Lebendigkeit in der Stimme brauchen Sie die Modulation. Zum vollen, gelösten, klaren und eher warmen Klang kommt also noch ein angenehmes, natürliches Auf und Ab des Tonfalls. Die Kunst ist, mit der Stimme nicht „abzuheben“ und während des Sprechens immer wieder zum vertrauensvollen Eigenton zurückzukehren. Die meisten Menschen haben allerdings im Laufe Ihres Lebens verlernt, dieses magische Stimmpotential beim Sprechen zu nutzen. So bedarf es einiger Übung, um dieses wundervolle Geschenk der Natur wieder auszuschöpfen.
Praxis-Tipp:
- Machen Sie sich die Wohlfühllage Ihrer Stimme, Ihre angenehme Stimmlage, möglichst oft bewusst, um eine Referenz für Ihr Ohr zu schaffen. Brummen Sie bei jeder nur denkbaren Möglichkeit ein wohliges, kurzes „mmhhh“! Ob beim Essen, beim Telefonieren oder im Zwiegespräch – horchen Sie dabei ganz bewusst auf den Klang Ihrer Stimme.
- Beobachten Sie auch, wie sich die Tonhöhe verändert, wenn Sie von dort weg anfangen zu sprechen. Sie können das auch ganz gezielt ausprobieren, indem Sie zuerst „mmhhh, mmhhh“ von sich geben und danach einen Satz beginnen. Können Sie an die angenehme Stimmlage, die „Wohlfühllage“, anknüpfen?
Vertrauen Sie schon der Macht Ihrer authentischen Stimme? Erfahren Sie im Einzelcoaching mit mir, wie auch Sie Ihre Stimme schon morgen als „geheimen Verführer“ einsetzen!
Ihr
Arno Fischbacher
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Der Autor:
Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.
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Der „Eigenton“ als vertrauensbildendes Element.
Wieder was gelernt, kann ich da nur sagen.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie komplex das Thema Stimme doch ist, Herr Fischbacher.
Vielen Dank, dass Sie uns das immer wieder so anschaulich bewusst machen.
Hallo Herr Wenderoth,
danke für Ihr Feedback … das ist es, was mich antreibt: Die faszinierende Komplexität des Thema Stimme immer wieder auf einen einfachen und verständlichen Nenner zu bringen. Wenn Sie das bei diesem Blog so empfinden, finde ich mich sehr bestätigt.
Herzlichen Gruß aus Salzburg,
Ihr Arno Fischbacher