Nicht zu, sondern besser mit dem Publikum sprechen

Vor kurzem kam eine Dame zu mir ins Coaching. Sie ist hochrangige Führungskraft im HR-Bereich. Der Grund ihrer Kontaktaufnahme: Sie war eingeladen worden, ihren ersten bezahlten Vortrag vor sehr großem Fachpublikum zu halten. Sie war es durchaus gewohnt, innerhalb ihres Unternehmens vor vielen Menschen zu sprechen, aber wollte für diese neue Situation speziell an ihrer Stimme arbeiten.

Zum vereinbarten Termin erschien sie bestens vorbereitet in meinem Büro, ihre Präsentation war fertig. Ich forderte sie auf, diese zum Einstieg zu halten, so wie sie das vor Publikum machen würde. Sie begann, und ich wusste nach den ersten 5 Sätzen, wie ich hier vorgehen würde, um sehr rasch zu einem Erfolgserlebnis für uns beide zu gelangen.

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Wieso wusste ich das sofort? Nun, beginnen wir damit, dass ich erkläre, was ich gehört und gesehen habe. Ich sah eine sehr kompetente, selbstsichere, toughe Frau, kognitiv fit und mit hohem Expertenwissen. Eine Vortragende, die rasch denkend und ebenso rasch und ein wenig atemlos sprechend ihre Inhalte abliefern wollte. Bei jeder Folie hatte ich das Gefühl, sie hakte diesen Part mental ab und eilte gedanklich schon zum nächsten Teil. Inhaltlich war alles top, keine Frage. Jedoch die Präsentation wirkte starr wie aus dem Eishaus und hätte das Publikum kaum mitgerissen oder begeistert.

Ein möglicher Lösungsansatz wäre nun gewesen, dies als reines Auftrittscoaching betreffend die Stimme einzuordnen, lehrerhaft an diese Aufgabe heranzugehen, ihr Hausaufgaben zu geben und sie für in einer Woche wieder einzuladen. Ich habe einen anderen Weg gewählt. Nämlich den Ansatz, diese kognitive Fitness, die hier eindeutig gegeben war und die nicht jeder hat, positiv zu nutzen. Aus meiner Coaching-Tool-Box zog ich ohne Zögern diese Lösung hervor: „Die Muster der Sprache beeinflussen Stimme und Körpersprache“.

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Was bedeutet das genau? Ich habe der Coaching-Klientin nahegebracht, dass es einen Unterschied macht, ob sie einen eindeutigen, atemlosen Monolog hält, oder ob sie im Dialog mit ihrem Publikum ist. So verstand sie, dass sie bisher „nur ihr Ding gemacht hatte“ und nach der letzten Folie – tief erleichtert – rasch abtreten wollte. „Uff, ich habe es hinter mir“. Das ist fatal, denn Publikum merkt so etwas und schaltet spätestens nach Folie drei ab. Für jeden, der öffentlich spricht, ist es wichtig zu wissen, dass Zuhörer viel besser überzeugt werden, wenn man ihnen erlaubt, selbst zu denken! Wenn man sie aktiv auffordert, selbst zu denken!

In dieser Coaching-Session haben wir intensiv an dialogproduzierenden Sprachmustern gearbeitet und daraus eine neue Struktur für ihren Vortrag erstellt. Das Schöne daran: Sobald sie im neuen Sprachmuster war und auf ihre – noch – imaginären Zuhörer einging, veränderten sich automatisch ihre Bewegungsmuster. Dadurch entstanden natürliche Sprechpausen und ja, die Stimme ging ganz automatisch in den so wichtigen Eigenton über.

SO kann Auftrittscoaching auch funktionieren. Es ist nicht immer vorrangig die Stimme, an der wir in erster Linie arbeiten müssen. Damit diese sich ändert und optimiert, ist eine Vielzahl von Faktoren zu beachten. Und wer die Klaviatur dieser Möglichkeiten beherrscht, wird in jeder öffentlichen Situation bestmöglich sprechen und wirken. Das kann man bei mir lernen. Sogar an einem Nachmittag!

Ihr
Arno Fischbacher

 

 


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Der Autor:

Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.

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