So erkennen Sie die Grundmuster der Gesten
Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Zuhörer Ihrer Präsentation hatten anfangs neugierig zugehört – und wirken später mit jedem Ihrer Worte reservierter und skeptischer? Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie durch Ihre Stimme erzeugten Widerstand vermeiden – und wie Sie an Ihren eigenen Gesten erkennen können, ob Sie Ihre Zuhörer gerade mit Ihrem Monolog nerven oder mit modulierter Sprechweise zum gedanklichen Austausch einladen.
Vielleicht kennen Sie die geflügelten Worte: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst!“? Es wäre ein Trugschluss, daraus abzuleiten, dass alleine schon die eigene Begeisterung andere Menschen überzeugt. Gerade dann nämlich ist die Gefahr, dass Sie mit Ihrem Nachdruck nerven und Ihren Appellen Widerstand provozieren, besonders hoch.
Gesten-Falle Nr. 1: Gebremste Gesten
Vielleicht hat man auch Ihnen eingeredet, dass große Gesten nicht elegant seien, dass es hierzulande übertrieben wirke, wild und „italienisch“ zu gestikulieren. Und schon ist der Bewegungsspielraum von Armen und Ellbogen deutlich eingeschränkt (- dummerweise sind das jene Bewegungen, die uns souverän wirken lassen). Doch der Bewegungsdrang des Organismus lässt sich nicht unterdrücken. In die Gesten der Hände darf die Energie jetzt nicht fließen – dann lässt sie eben Oberkörper und Kopf vor- und zurückpendeln beim Sprechen. Jeder Satz erhält den gleichen Nachdruck. Die Satzmelodie wird gleichförmig, der Ton der Stimme klingt nicht mehr so angenehm und signalisiert uns Zuhören ganz klar, dass der Mensch, der da spricht, nicht auf unser Einverständnis wartet.
Gesten-Falle Nr. 2: Selbstbezogene Gesten
Frei sprechen ist eine große Gedächtnisleistung. Und diese Anstrengung hört man auch oft. Es klingt dann so, als ob jemand Sie sich selbst gerade erklären müssten, was Sie ausdrücken wollen. Klar, Sie wollen ja auch laut sagen, was Sie vorbereitet haben, und das noch dazu verständlich. Wieder verraten Sie Ihre Gesten ganz klar. Dieses „Gedanken aus dem Gedächtnis abrufen“ lässt Sie mit Ihren Händen parallel vor dem Oberkörper rudern. Ihre Gesten vermitteln nicht dialogisch zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern, sie deuten immer wieder auf Sie selbst. Das kommt nicht gut an. Ihre Bewegungen (und dadurch Ihre Stimme) verraten, dass sie im Moment mental eher mit sich selbst als mit Ihren Zuhörern beschäftigt sind.
Suchen Sie immer wieder den aktiven Dialog
Stellen Sie Fragen, geben Sie Antworten. Dann wird ihre dialogführende Hand sich immer wieder öffnen und etwas geben, und im Anschluss wird jene Hand die Reaktion ihrer Zuhörer wieder einfordern. Geben und nehmen. Ihre Stimme wird es Ihnen danken. Denn die Stimme ist nicht nur der hörbare Teil ihrer Körpersprache, die Stimme schafft verbalen Mehrwert. Die Stimme verkauft. Voice sells. Nutzen Sie es.
Ihr
Arno Fischbacher
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Der Autor:
Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.
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Natürlich können Sie gut sprechen und es ist wesentlich, doch ich war bis zur Hälfte des Videos so gefangen in meinen Gedanken – ob Sie jetzt selber fahren oder nicht – bis durch die Illustration der Gesten klar wurde, dass Sie sich auf der Rücksitzbank befinden und irgendjemand anders fährt, dass ich sehr unaufmerksam war. Gehört es nicht auch zu guter Kommunikation den Hörenden nicht in eine Stresssituation zu bringen ….?
Ich schätze Ihre Videobeiträge sehr.
Als störend empfinde ich dabei die Tatsache, dass Sie als Autofahrer kein gutes Vorbild geben.
Wiederholt werde ich in Ihren Videos dadurch abgelenkt, dass z.B. beide Hände durchaus für einige Sekunden das Lenkrad loslassen – bei Autobahngeschwindigkeit. Oder aber auch der Blick von der Straße (auch Rückspiegel) abschweift.
Mit besten Grüßen,
Dieter Landl
Lieber Herr Landl,
haben Sie herzlichen Dank für Ihr Feedback und Ihre Anmerkung. Habe hier im Blog ja auch noch ein zweite ähnliche Rückmeldung erhalten, werde also sehen, wie ich das in Zukunft gestalte.
Genau genommen mache ich ja beim Autofahren nichts anderes, als mit Menschen zu sprechen – via iPhone-Kamera. Meine Freunde bestätigen, dass es genauso aussieht, wenn ich einem Mitreisenden „live“ etwas erkläre. Der große Unterschied ist wohl, dass die Kamera einen Blick von außen erlaubt und man als Betrachter eines Videos nicht mit im Auto sitzt.
Somit finden wir hier also ein wirklich interessantes Beispiel für die Relativität von Realität.
Mit herzlichen Grüßen, und bleiben Sie mir gewogen,
Ihr Arno Fischbacher