Wie bitte kann ich diese vielen „Ähhs“ und „Ähms“ vermeiden?! Klingt diese Frage vertraut in Ihren Ohren? Gehören Sie auch zu jenen bemitleidenswürdigen Geschöpfen, die in der Öffentlichkeit kaum zwei Sätze sagen können, ohne dazwischen jene nervenden Urlaute von sich zu geben?
„Diskurspartikel“ nennt die Linguistik diese Fülllaute, die das Zuhören ganz schön verderben können. Und die jene magische Macht besitzen, in kürzester Zeit alle Aufmerksamkeit vom Thema weg und hin auf sich zu lenken.
Kaum hat das Publikum oder Ihr Gesprächspartner Sie all häufigen Ähh-Sager identifiziert, wartet man förmlich auf das nächste Mal. Gespannt lauscht man und versucht zu unterscheiden: Ist dies eines dieser ganz kurzen, den Wort-Hänger überbrückenden „Ähhs“? Oder wird es gerade das gefürchtetste Exemplar, das langgezogene Nachdenk-„Ähh“?
„Sprich doch Deine Sätze einfach klar auf Punkt!“ höre ich manchmal als guten Rat. Und „Die Satzmelodie soll am Satzende nach unten gehen!“ oder „Stimme am Satzende absenken, Punkt!“
Klingt logisch, nicht wahr? Genau das ist das Tückische an solchen Empfehlungen. Sie sind aus der Perspektive des Beobachters formuliert. Sie beschreiben ein gewünschtes Resultat: „Es sollte besser so klingen und nicht so!“ Was nicht mitempfohlen wird, ist die Gebrauchsanleitung. Wie mache ich das, um nicht so, sonders besser zu wirken?
Im konkreten Fall gerät die Empfehlung oft zum Bumerang. Wer absichtsvoll seine Stimme am Satzende absenkt, ist mit sich selbst beschäftigt, „tut etwas“ mit seiner Stimme. Das klingt gewollt, künstlich, eingeübt. Die Zuhörer schätzen das gar nicht, denn sie bekommen mit: hier besteht gerade kein Kontakt zu mir als doch eigentlich adressierten Menschen.
Nur – was ist die Alternative? Ich empfehle: Stellen Sie öfters mal Fragen. Wann immer Sie etwas aussagen wollen, fragen Sie vorher danach.
Wie das geht? Ganz einfach: Stellen Sie vor Ihre Aussagen immer wieder solche Fragen, die Sie und Ihr Publikum leicht und logisch zu eben jenen Aussagen führen. Genießen Sie dabei die gestiegene Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer und Ihren „Ähh“-freien Redefluss.
Das ist alles? Ja, in der Tat. Denn „Ähhs“ entstehen und nerven immer nur dann, wenn Sie nicht mit uns, sondern allein mit sich selbst sprechen. Wenn Sie auf sich selbst bezogen sind, weil das Kontrollzentrum in Ihrem Gehirn zu Ihnen sagt: „Oh, der letzte Satz ist ja schon vorüber, jetzt musst Du was Neues sagen!“ und Sie in Ihrem Gedächtnis kramen.
Eins noch: Achten Sie auf die Pausen. Wenn ich von Fragen spreche, dann meine ich so richtig echte Fragen, die Ihr Publikum zum Denken anstacheln. Warten Sie auf die Reaktionen, bevor Sie weitersprechen. Genießen Sie den starken Kontakt, den Sie aufgebaut haben. Zu einem interessierten, angeregten, unterhaltenen Publikum.
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Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.
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Klasse!
Danke für die Erklärung des Ähhs-Selbstgespräches!