Seltsam gurgelnde Laute dringen aus einem Seminarraum. Es klingt, als versuche jemand unter Bedrohung seines Lebens, etwas zu sagen. Die Artikulation scheint jedoch nicht wirklich zu gelingen. Dem heimlichen Zuhörer gelingt es nach einigen Minuten des konzentrierten Lauschens, Wortfragmente zu erkennen. „Danke, das genügt, nehmen Sie jetzt den Korken aus dem Mund“, ertönt plötzlich eine sehr klar zu verstehende Stimme. Der Stimmtrainer erlaubt seinem Schüler eine Pause zu machen. Eine Pause von der anstrengenden Methode des Korkensprechens …
Ein fiktives Beispiel? Ja. Aber offensichtlich stellen sich viele Menschen Stimmtraining oder Stimmcoaching genau so vor: Artikulationsübungen, Zungenbrecher üben und „Korkensprechen“.
Ich vermute, das ist wohl der Grund dafür, dass ich Frage wie diese oft von potentiellen Kunden und Interessenten höre: „Herr Fischbacher, was sind denn Ihre Methoden?“ Leise schwingt da die Frage mit: „Verbringen meine Mitarbeiter die Zeit in Ihrem Seminar auch mit einem Weinkorken im Mund? Erschöpft sich Ihr Repertoire auch im Wiederholen von Übungen aus dem Schauspielertraining?“
„Ach“, sage ich dann gern, „nein! Bei mir erkennen Sie, wie Sie in einer stimmigen Gesamtheit aus Stimme, Körpersprache und Rhetorik in jedem Moment und jeder Situation bestmöglich wirken und gewinnen.“
Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Methoden des Korkensprechens, des Artikulationstrainings sind sehr nützlich und auch sehr wirksam. Ich empfehle sie jedoch eher für Menschen, die viel Zeit haben, um ihre Stimme zu entwickeln. Diese Zeit steht im geschäftlichen Alltag, in der Wirtschaft, meist nicht zur Verfügung. Sehr oft kontaktieren mich Führungskräfte und Abteilungsleiter mit einer bestimmten Mission. Sie stimmlich und auftrittsmäßig fit zu machen für einen bestimmten wichtigen Vortrag in ihrem Unternehmen. Meist geschieht dies sehr kurzfristig. Zeit, hier mit Korken zu üben, haben wir da selten. Als Stimmcoach der Wirtschaft ist es deshalb meine Aufgabe, diesen Menschen Methoden nahezubringen, mit denen sie rasch und punktgenau am Stichtag bereit sind. Und an genau diesem Tag die richtige Kombination aus Stimme, Körpersprache und Rhetorik für einen rundum überzeugenden Auftritt abrufen können.
Wir sehen also, der gute alte Korken kann ein spannendes Element sein, um Stimme und Aussprache langfristig zu trainieren. Wer kurze, rasche und sehr effektive Ergebnisse wünscht, dem seien andere Methoden empfohlen. Mit anderen Worten: Alle Wege führen nach „Stimme“ … Manche dauern nur etwas länger als andere.
Viel Spaß und Freude beim Entwickeln Ihrer Stimme mit Ihrer bevorzugten Methode wünscht Ihnen
Ihr Arno Fischbacher
Die Übung an sich ist super, sehr effektiv und zeigt auch sofort Wirkung und das seit über 2000 Jahren. Bereits Sokrates hat sich einen Stein zwischen die Zähne gesteckt. Stein und Korken haben jedoch den großen Nachteil, dass das Kiefergelenk dabei fest bleibt. Viel besser ist es daher die Übung mit dem Daumen auszuführen und locker über diesen drüber zu sprechen. http://www.foninstitut.de/seminare-offen-sprechtraining-uebung.html
Ich empfehle die Übung durchaus. Ideal ist sie z.B. um im Anschluss daran den AB zu besprechen. Dann ist die Artikulation deutlicher und die Stimme voller. Neben der Wirkung auf die Aussprache, hat das Daumensprechen nämlich auch eine äußerst positive Wirkung für die Resonanz der Stimme. Zeit sich kurz den Daumen zwischen die Zähne zu klemmen und bis 10 zu zählen, hat man doch vor dem Auftritt fast immer. Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan der Übung 🙂
Ein jeder Klang aus voller Seele ist eine wirkungsvolle Tat.
Lorenz Kellner (1811 – 1892)
Stimmen sind hörbare Stimmungen.
Andreas Tenzer
Hallo Ariane, ich hab mich schon gewundert, dass auch der Community nicht gleich ein Aufschrei gekommen ist. Na klar ist die Übung wirksam (und speziell, wenn man den Daumen nutzt, da stimme ich entschieden zu!). Mir geht es jedoch eher um die Frage, wie nachhaltig isolierte Stimmübungen für die rasche Weiterentwicklung des Stimmbewusstseins sind. Da sind meine langjährigen Erfahrungen negativ. Deshalb setze ich im Coaching und Training vorrangig Erfahrungen ein, die in den ganz normalen Alltag integrierbar sind und nicht „Übungen“ im klassischen Sinne darstellen.