Wohin mit den Händen beim Präsentieren? Das ist wohl eine der meistgehörten Fragen, wenn es um den wirkungsvollen Auftritt geht. Irgendwie sind die im Wege, sobald man vor Menschen steht und spricht. Hängen so ungelenk an Schultern und Ellbogen. Stören irgendwie. Wohin also damit?
Jetzt beginnt das Problem. Denn besonders schlaue Zeitgenossen haben irgendwann die Mär in die Welt gebracht, die Zone unterhalb der Gürtellinie sei „pfui“. Also nur nicht mit den Händen dort herumwedeln, das verbreite schlechten Eindruck, heisst es.
Wohin aber sonst damit? Wo ist der Zaubertrick, der meine Hände einfach verschwinden lässt, sobald ich aufstehe, um nach vor zu gehen? Einfach vor den Oberkörper halten, heißt es dann. Ellbogen anwinkeln, Hände offen vor Brust oder Bauch. Und wenn das auch so ein komisches Gefühl entstehen lässt, die Hände ineinanderlegen. Offen natürlich, und locker. Oder gleich die „Merkel-Haltung“ nutzen, Fingerspitzen aufeinander gepresst, als wollten Sie den Allmächtigen anrufen.
Was kommt dabei heraus? Sicher kennen Sie das Ergebnis solcher gut gemeinten, jedoch leider grundfalschen Ratschläge. Die Wirkung ist fatal. Denn allzu bewusst eingesetzte Gesten werden immer als unecht wahrgenommen. Als nicht authentisch. Als eingelernt. Und ganz und gar nicht als souverän.
Darum meine dringende Empfehlung: Verzichten Sie auf diese falschen Hilfen. Ihre Gesten entfalten sich ganz von alleine, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen. Wenn Sie Ihren Standpunkt im Raum gefunden haben – durchaus wörtlich verstanden. Zwei Füße am Boden, gut geerdet: Da stehe ich, ich habe etwas zu sagen. Erlauben Sie sich vor ihrem ersten Wort diese Sekunde der inneren Sammlung. So entsteht Aufmerksamkeit. Und Sie werden bemerken, dass Ihre Schultern loslassen, Ihre Arme einfach locker nach unten sinken. Wunderbar. Jetzt strahlen Sie Sicherheit aus. Es ist offensichtlich – Sie haben etwas zu sagen.
Und dann geschieht das Magische. Das erste Wort setzt die Gesten in Gang. Wenn Sie impulsiv jemand ansprechen, setzt das Gehirn immer als allererstes den Rumpf, die Arme und Hände in Bewegung, dann erst folgt daraus der Ton der Stimme. Beobachten Sie das einfach mal im Alltag.
Wohin also mit den Händen beim Präsentieren? Standpunkt suchen, eine Sekunde innehalten und sich sammeln, spüren, dass die Schultern loslassen, dann erst loslegen. Und Ihre Hände tun, was sie nicht lassen können – sie gestikulieren. Ungezwungen, authentisch, natürlich.
Merkel Haltung…erinnert mich an die Übungen zum Bauchtanz… beim Ausatmen Muskel schließen nach innen zum Bauchnabel hochziehen…vielleicht übt sie heimlich oder sie will damit sagen.. schaut auf meinen Nabel und nicht in mein Gesicht
Beim Herrn Fischbacher nehme ich an dass er gerade spricht und seine Stimme wirken lässt und damit sein Publikum fasziniert… denn seine Haltung sagt eher… na, dann warte ich mal, wie mein Publikum reagiert!
das ist gut, dumme tipps sammeln!!! :-))
ich finde, brauchbar ist noch die variante, einen stift in die hand zu nehmen, da werden nervöse hände ruhig.
liebe grüße
andrea klein
Jede Regel, wohin die Hände sollen, ist Unsinn, weil alles verkrampft wirkt. Ich empfehlen den Menschen, die bei mir lernen, Veranstaltungen zu moderieren, ein DIN A5-Blatt quer in der Hand zu halten. Ein paar Notizen für ihre An- und Abmoderationen brauchen Sie ja eh. Und siehe da: Das Blatt wird zur „Basis“ der Hände – von dort schwirren sie aus und kehren auf magische Weise zurück.
Schade, schade, dass Arno Fischbacher so absolut absolut redet und schreibt….. auch wenn die Idee mit „den dümmsten Tipps“ Aufmerksamkeit schafft :-)) Kompliment!!
Denn auch der Tipp: „Höre nicht auf die dümmsten Tipps“ kann als ein solcher verstanden werden, wenn es als „Rezept“ verstanden wird …
Völlig einig sind wir damit, dass es keine „absolute Wahrheit“ dabei gibt und auch vor allem antrainierte Körperhaltungen völlig daneben gehen werden (das allerdings mit großer Sicherheit :-))
Frohes Schaffen und gutes Gelingen beim Ausprobieren
Sehr geehrter Herr Fischbacher!
Ihr Vortrag bei der WKS gab mir gute Informationen. Danke für diesen schönen Abend.
Liebe Grüße, Rosmarie Weber
Hab mal ein super Poster geshen. Frau Merkel in verschiedenen Situationen, immer die Hände vor dem Bauch mit Fingerspitzen zusammen. Kommentar dazu war: „Superkleber ist KEIN Spielzeug.“ Wirkt einfach total unnatürlich.
lieber hr. Fischbacher,
da ich selber Singschauspieler und Sprechtrainer bin, kann ich Ihnen nur voll zustimmen
und danken dass Sie diese dummen Tipps bekämpfen.
Also mein Motto ist eher: „Das Rezept ist: es gibt kein Rezept.“ Dumm oder nicht dumm – meist eine Frage der Perspektive, der persönlichen Wahrnehmung und voreiliger Bewertung – oft aus Ignoranz und Unwissenheit, was mich eigene Erahrungen gelehrt haben 😉
Zur „Merkel-Haltung“:
„Sie nutzt eine uralte Energieübung aus der Uckermark. Dazu legt sie beide Hände so zusammen, dass sich die Finger beider Hände berühren. Und zwar so, dass sich Daumen an Daumen, Zeigefinger an Zeigefinger, Mittelfinger an Mittelfinger, Ringfinger an Ringfinger,kleiner Finger an kleinem Finger an den Fingerkuppen treffen.
Skeptisch? Probieren Sie es aus.“ Roland Kopp-Wichmann in seinem Persönlickeits-Blog als Tipp für den Umgang mit Ängsten
Liebe Frau Neehoff, danke für Ihren Hinweis! Die schöne Energieübung, die Sie erwähnen, kann recht wirkungsvoll sein, das ist gar keine Frage. Vor dem Auftritt, wohlgemerkt. Ungeeignet scheint sie mir allerdings während des Vortrags oder Fernsehauftritts zu sein. Und darauf bezogen – also auf ungeeignete Tipps für Auftritt und Rede – will meine kleine Blog-Serie verstanden sein.