Die Temperaturen bewegen sich in hochsommerlichen Gefilden. Wie gerne wechseln wir vor Hitze schon fast hechelnd die Straßenseite, um in kühlenden Schatten einzutauchen. Oder freuen uns, in gekühlten Restaurants, Geschäften und offizielle Gebäuden vor der Hitze Zuflucht zu finden. Das ist sehr angenehm, wenn die Kühlung nicht übertrieben wird. Asien- und vor allem USA-Reisende kennen das Phänomen: In dortigen Einkaufszentren und Hotels herrscht meist nahezu sibirische Kälte, die nur durch Mitnahme von Pullovern oder Strickwesten so halbwegs „überlebt“ werden kann. Zu meinem Leidwesen stelle ich zunehmend auch in unseren Breiten diese Unsitte fest. Ja, für mich ist es eine Unsitte, weil unser Körper und vor allem unsere Stimme für diese rapiden Temperaturschwankungen einfach nicht gemacht sind. Und dementsprechend reagieren.
Stellen Sie sich vor, Sie warten auf einem hitzeglühenden Bahnsteig auf einen ICE oder Railjet. Steigen mit letzten Kräften zu – und – betreten eine Eishöhle. Von gefühlten 35 Grad auf dem Bahnsteig sind Sie von einer Minute auf die andere einer Temperatur von ca. 17 Grad ausgesetzt. Von allen Seiten zieht es. Was Sie im ersten Moment als wohltuende Abkühlung empfinden, wird schnell bereits auf kurzen Bahnreisen zum Gesundheitsrisiko. Bei vielen Menschen reagiert die Stimme schon nach kurzer Zeit der permanenten Kühlung. Obwohl Sie kaum gesprochen haben, klingt sie belegt, nicht mehr ganz klar, man spürt diese kleine Beklemmung im Hals. Oft verstärkt dann mehrmaliges Räuspern die Misere.
Woran liegt das? Eigenwilligerweise haben unsere Beschwerden in Bahn, Auto und Flugzeug ganz unterschiedliche Ursachen, auch wenn sie gleichermaßen zu Tropfnase und Unwohlsein führen.
Im Zug und Auto wird die sommerlich heiße Außenluft abgekühlt nach innen geblasen. Da heiße Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt, kondensiert die überschüssige Feuchte beim Abkühlen – übrig bleibt immer noch sehr feuchte kalte Luft. Feuchtigkeit verstärkt das Kälte-Erlebnis und ist verantwortlich dafür, dass selbst der kleinste Lufthauch im ICE schnell als lästige kalte Zugluft empfunden wird. Hier helfen nur mehr Jacke, Pullover oder Schal.
Im Flugzeug ist es genau anders herum. Die Außenluft in 10.000 Metern Höhe ist etwa minus 50 Grad kalt, nach der Erwärmung atmen wir im Flugzeug anfangs Luft mit nur mehr um die 5% Feuchtigkeit. Dieser Anteil jedoch steigt während des Fluges wieder an, denn wir Passagiere geben über die Atmung und natürliche Verdunstung ständig Feuchtigkeit an die Umgebung ab. Während eines zehnstündigen Langstreckenfluges ist das immerhin rund ein Liter Wasser je Fluggast.
Übrigens: Falls Sie ab und zu die Gäste in der Businessclass beneiden – vorne ist die Luft am trockensten! Wegen der ständigen Strömung von vorn nach hinten atmen 1.Klasse-Passagiere Luft mit nur 4 Prozent Feuchte, die steigt in den deutlich dichter bestuhlten hinteren Reihen auf bis zu 15 Prozent. Der unerwünschte Effekt: trockene Haut, trockene Schleimhäute von Mund, Kehlkopf, Nase und Augen, vermehrter Flüssigkeitsverlust vor allem über die Atmung, siehe oben. Positiver Nebeneffekt: Die Ansteckungsgefahr ist im Flugzeug geringer als etwa in der vollbesetzten Bahn oder im Bus. Auch den Erregern geht buchstäblich die Luft aus.
Was können Sie tun? Bewusst viel Wasser trinken, Feuchtigkeitscreme für die Haut, Meerwasserspray für die Nase – und für alle vielfliegenden Stimmprofis: HumidiFlyer verwenden.
Wenn Sie alle diese Anregungen annehmen und sich entsprechend auf Ihren nächste Zugfahrt, Flug oder Ihren Einkaufsbummel im Shopping Center vorbereiten, sind diese „Kühl- und Trockenhäuser“ in Zukunft kein Problem mehr.
Kommen Sie stimmlich und auch sonst exzellent durch den Sommer!
Ihr Arno Fischbacher
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