Vielleicht ist er ja einfach nur ein Nachhall vergangener Zeiten, dieser Tipp. Ich höre ihn immer wieder. Und er erinnert mich dann gleich an jene Zeiten, in denen das Aufrechtsitzen in der Schulbank noch die Betragen-Note beeinflusst hat. Und das man es am besten erreichte, indem man die Arme hinter die Rückenlehne streckte. Jene Zeiten, in denen beim Sportunterricht „Brust raus, Bauch rein!“ für den Aufmarsch in Reih und Glied sorgte.
Falsche Ratschläge halten sich oft erstaunlich lange. Auch dieser ist am Leben geblieben, auch wenn in der Schule längst ein anderer Umgangston herrscht. Dabei ist er so schädlich wie zu langes Strammstehen.
Was an Empfehlungen wie dieser fatal ist, wird rasch klar, wenn man die Funktionsweise der Stimme näher betrachtet. Der Stimmton kommt bekanntlich aus dem Kehlkopf. Dort schwingen die sensiblen Stimmlippen (was gut spüren kann, wer während des Sprechens seine Hand an den Hals legt). Und dort arbeitet eine ganze Reihe von kleinen feinen Muskelchen, zuständig für Tonhöhe und Klangfarbe.
Diese Stimm-Muskeln, sagt man bildlich, stehen „online“ mit hundert Muskeln im ganzen Körper, von Kopf bis Fuß. Wo immer im Körper es spannt, der Kehlkopf bekommt das mit – und schon klingt die Stimme anders. Das ist – nicht zuletzt – auch die Erklärung dafür, weshalb selbst die feinsten emotionalen Regungen immer so rasch in der Stimme hörbar werden, selbst wenn man das vermeiden will.
Prägen Sie sich den Merksatz ein: „Die Stimme ist der hörbare Teil der Körpersprache!“ Wie immer Sie stehen oder sitzen, so klingen Sie. Stimme ist Schwingung. Und was man festhält, kann nicht frei schwingen. Deshalb spannen Sie Ihre großen Gesäßmuskeln, wo immer Sie wollen. Aber nicht, wenn Sie beim Reden eine gute Figur machen wollen. Ihre Stimme wird es Ihnen danken.
Bildnachweis: „Nobby“ Norbert Höller / pixelio.de
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