Der 60. Song Contest ist in Wien erfolgreich über die Bühne gegangen. Einige Tage nach dem Event stelle ich mir die Frage: An welches Lied kann ich mich noch erinnern? Welche stimmliche Leistung hat mich besonders beeindruckt? Welche Melodie hat sich in meinen Gehörgängen eingenistet? Hat sich überhaupt etwas eingenistet?
Ja, an eine Melodie kann ich mich sehr gut erinnern. Aber das ist nicht der Sieger-Titel. „Heroes“ des Schweden Mans Zelmerlöw musste man nämlich vor allem sehen, und nicht hören. Bloß gehört ist es ein „nice to have song“, der (mir) nicht unbedingt auffällt. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern die von einigen Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe. Was die „Heroes“ dann wirklich zum Sieger machte, war die außergewöhnliche Choreographie des schwedischen Beitrags. Diese war auf jeden Fall großartig und erforderte höchste Konzentration des Sängers. Er kommunizierte direkt mit einem projizierten Strichmännchen und anderen Gestalten, fing Lichtbälle gekonnt auf und war betreffend seine Gesten und Körpersprache vollkommen „in tune“ und perfekt abgestimmt mit dem, was da hinter ihm gezeigt wurde. Bei dieser Art von Inszenierung kommt es wirklich auf jeden Zentimeter an, nur ein kleines Abrücken auf der Bühne von dem vorhergesehenen Platz „zerreißt“ die Choreographie und damit die gesamte Konzeption des Auftritts. Insofern also eine wahre Superleistung und ein dafür sicher verdienter Platz eins.
ABER, eigentlich heißt es ja Song Contest. Und nicht Special Effects Contest. Oder? Song wie Singen. Und zum Singen brauchen wir ja – die Stimme. Mans sang nicht schlecht, keinesfalls, der Song hat auch einen ganz guten Rhythmus. Aber das, was ich den geheimen Verführer Stimme nenne, kam hier nicht zum Tragen. Die Macht der Stimme, den Schmelz, den Stimme haben kann, habe ich bei einem anderen Beitrag gehört. Die drei Herren aus Italien haben mich mit ihrer Stimme überzeugt. Und das hat nichts damit zu tun, dass sie über „Un Grande Amore“ sangen. Das reichte aber nur für Platz drei. Zugegeben, eine große Bühnenshow hatten sie nicht. Sie setzten alleine auf die Überzeugungskraft der Stimme … An diesem Abend in Wien gefiel die gigantische Bühnenshow besser als der Faktor Stimme. Show schlägt Stimme. Das muss aber nicht immer so sein, vor allem bei beruflichen Präsentationen und offiziellen Reden reicht ein gigantisches „Feuerwerk“ an Effekten sicher nicht aus. Ich bin überzeugt: Die Kombination aus Stimme, sehr gutem Inhalt, gekonnter Inszenierung und Dramaturgie ist DER Erfolgsgarant Nummer eins im Business wie im Leben. Vertrauen Sie schon der Macht Ihrer Stimme?
Ihr Arno Fischbacher
Der Autor:
Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.
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