„Gehirn speichert Stimmen unterschiedlich“ war der Aufhänger eines Artikels, der kürzlich meine Aufmerksamkeit erregte. Wenn es um Stimme geht, lese ich dann natürlich immer mit großem Interesse weiter …
Die Quintessenz des Artikels: Es ist nun dank einer deutschen Studie auch wissenschaftlich erwiesen, dass markante Stimmen schneller im Gedächtnis haften bleiben und dadurch rascher wiedererkannt werden als weniger ausgeprägte Stimmen. Ist eine Stimme sehr charakteristisch, legt das Gehirn sofort beim ersten Hören eine Gedächtnisspur. Das Gehirn hört also wahrlich zu und verarbeitet, das, was es hört, unterschiedlich. Die gelegte Spur wird später beim erneuten Hören dieser Stimme wieder aktiviert, die Stimme erfolgreich aus dem episodischen Gedächtnis abgerufen und damit als bekannt identifiziert.
Bingo! Das ist sehr logisch. Aber auch sehr wichtig. Und zeigt wieder einmal die hohe Notwendigkeit, unsere Stimme zu trainieren, um sie in unserer Alltagskommunikation zu ihrem optimalen Entwicklungspotenzial zu führen. Denn manchmal sind es gerade die besonders unangenehmen, schrillen oder schneidenden Stimmen, die rasch im Gedächtnis haften bleiben. Sich dort einnisten und spontane Abwehr des nächsten Kontakts erzeugen.
Nur wenn die Stimme sympathisch klingt, klar, klangvoll und einprägsam, wird unsere Stimme zu unserer ganz persönlichen akustischen Marke, unserer eigenen Voice Brand. Am Telefon, als Türöffner zu weiterem Interesse und zukünftigen Gesprächen, aber genau so im persönlichen Meeting.
Eine interessante Frage dazu: Wie oft müssen wir also mit jemandem sprechen, damit diese Person uns schon nach dem ersten Wort an der Stimme wiedererkennt? Die offensichtliche Antwort: Je markanter unsere Stimme ist, je wiedererkennbarer, desto schneller werden wir stimmlich erinnert! Erst heute habe ich mit einem neuen Kunden telefoniert. Er ist Leiter der Telefonverkaufsabteilung einer Bank. Wir führten ein längeres Briefing-Gespräch – seine sehr markante und gute Stimme habe ich nach diesem Gespräch schon total im Ohr. Diesen Kontakt werde ich beim nächsten Gespräch sozusagen blind erkennen. Mein Gedächtnis hat die Erinnerungsspur gelegt! Keine üble Sache im direkten Kundenkontakt, wenn das Telefon läutet und ich ihn nach seinem ersten Ton sofort namentlich begrüßen kann!
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Stimme sind mir natürlich immer willkommen. Aber, warum die Dinge komplizieren, wenn an sich auch zwei Worte reichen, um die Tragweite einer charakteristischen Stimme auszudrücken? Voice Sells! So einfach kann das sein. Stimmen Sie mir zu?
Ihr Arno Fischbacher
Quelle: (The Journal of Neuroscience, 2014; doi: 10.1523/JNEUROSCI.0581-14.2014))
(Friedrich-Schiller-Universität Jena, 15.08.2014 – AKR)
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