Vielleicht haben Sie sich auch schon mal gedacht, dieser Stimme könnte ich stundenlang zuhören. Kein Wunder, mehrere Untersuchungen zeigen, dass vor allem voll klingende Stimmen in mittlerer Tonlage von den meisten Menschen als angenehm empfunden werden. Nicht nur allzu hohe und schrille Stimmen sind weniger gern gehört, sondern auch die brummigen tiefen Stimmen, sie landen am unteren Ende der Beliebtheitsskala, denn sie sind oft weniger gut verständlich.

Hektisch am Telefon Arno Fischbacher Eigenton der Stimme

Oft werde ich gefragt: Wie erreiche ich eine angenehme Stimme?

Sind tiefe Stimmen generell besser als hohe? Was genau macht eigentlich angenehme Stimmen aus? Was ist das Spezielle an diesen Stimmen, die als besonders wohlklingend empfunden werden, wo sie doch so unterschiedlich persönlich gefärbt sind? Sie alle vereinen einen scheinbaren Gegensatz. Sie klingen entspannt und wirken dennoch aktivierend. Immer wieder lassen sie uns den sogenannten Eigenton hören, jenen magischen Stimmklang, bei dem die Stimmlippen im Kehlkopf völlig entspannt schwingen dürfen. Nicht umsonst wird dieser Eigenton somit auch als die Wohlfühllage der Stimme bezeichnet.

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Der Eigenton der Stimme: Entspannt und dennoch lebendig

Jetzt höre ich im Rhetoriktraining immer wieder die Frage:

Vielleicht überrascht Sie das – dieser persönliche Eigenton steht jedem Menschen zur Verfügung. Im alltäglichen Sprechen allerdings wird er viel zu selten verwendet.

Im Rhetorik Training ist es somit das vorrangige Ziel, den Eigenton bewusst zu machen und im Habitus, im Verhalten als Referenz zu speichern. Ihn auf diese Weise verfügbar zu haben, wenn es darauf ankommt. Diesen Klang der Stimme authentisch nutzen zu können, um so diesen Überzeugungsvorteil aller geschulten Redner zu nutzen!

Eigenton: Wichtiger Teil der Alltagskommunikation

Hätten Sie gewusst, dass Sie diesen Eigenton Ihre Stimme – ganz ohne Übungen – bereits mehrmals täglich verwenden – wohl ohne es zu wissen? Beim Telefonieren – ist Ihnen bewusst, wie Sie am Telefon Ihren Gesprächspartner signalisieren, dass Sie noch in der Leitung sind, während die anderen sprechen?

  • Immer wieder geben Sie ganz selbstverständlich sogenannte Zuhörlaute von sich. Meist ist das ein unaufgeregtes „mmmhm!“.
  • Ihre Stimme sendet ein Beziehungssignal, meldet gewissermaßen „ich bin noch da!“. Würde dieses „mmmhm!“ nicht kommen, dann hörten Sie ganz schnell die Frage: „Bist du noch dran? Hallo??“

Wahrscheinlich haben Sie es schon erraten: Dieses „mmmhm!“ klingt immer dann, wenn Sie wirklich zuhören, im Eigenton,  in der Wohlfühllage Ihrer Stimme.

Was aber, wenn Sie gar nicht wirklich zuhören, sondern in Gedanken über eine gute Antwort oder eine Replik nachdenken – oder wenn Sie im Geiste das Gespräch schon beendet haben und nur noch der Höflichkeit halber nicht auflegen?

  • Vorsicht! Der Klang Ihrer Zuhörlaute verrät Sie unweigerlich! Denn Ihr „mmhmm!“ hat sich nun längst aus dem vollen und tieferen Eigenton verabschiedet und lässt ganz deutlich Ihre geistige Abwesenheit und Selbstbezogenheit hören!
  • Achten Sie im Alltag speziell in Meetings auf dieses Phänomen. Sie werden oft erleben, wie Teilnehmer nur scheinbar zuhören und durch ihr hektisches „mmhm!“ unbewusst deutlich machen, wie sehr sie nur darauf warten, dass der Sprecher Luft schnappt – um dann sofort mit ihren Worten die Lücke zu füllen.

Wie können Sie sich ganz mühelos mit Ihren angenehmen Wohlfühlton vertraut machen, um dieses wichtige Kommunikations-Signal dann später ganz souverän zu Ihrem Nutzen anzuwenden?

Stimmen im Eigenton wecken Vertrauen

Eine wunderbare Möglichkeit, sich diesen Wohlfühlton zu vergegenwärtigen, ist Ihr nächstes Mittag- oder Abendessen! Angenommen, der Teller mit ihrer ausgesprochenen Lieblingsspeise steht schon vor Ihnen. Das Wasser rinnt Ihnen schon im Mund zusammen. Sie nehmen den ersten wohlschmeckenden Bissen, wenden sich spontan an den Gastgeber oder die Gastgeberin, nicken anerkennend und brummen ein wertschätzendes: „Mmmhmm! Schmeckt wunderbar!“ … Und schon klingt Ihre Stimme wohlig im Eigenton, entspannt, rund, volltönend, resonant!

  • Hören Sie doch genau hin: Vielleicht fällt Ihnen auf, dass diese wohligen Brummtöne meist deutlich tiefer klingen als Ihre nachfolgenden Worte!

Weshalb schaffen volle und tiefere Stimmen Vertrauen?

Forschungen zeigen, dass dieser Klang unbewusst an frühe Hörerlebnis anknüpft. Im Embryo wird unser Gehör gleich nach dem Gleichgewichtssinn und nach dem Körpersinn entwickelt. Ab der 20. Lebenswoche nehmen wir als heranwachsende Kinder eine vielfältige, laute Umgebung wahr. Da blubbert und gluckst die Verdauung. Da ist das laute Strömen des Blutkreislaufs allgegenwärtig. Und da ist besonders prägend die Stimme der Mutter – allerdings in einer ganz besonderen Tonlage! Denn die spezielle Akustik, das Kind schwimmt ja in der Fruchtblase, und das Fruchtwasser filtert alle Klänge und Geräusche, verändert alle Töne, die von innen oder außen an das Ohr des kleinen heranwachsenden Menschen dringen.

  • Vergleichbares können Sie als Erwachsene erfahren, wenn sie in der Badewanne beide Ohren unter Wasser tauchen. Alles klingt brummig und bassig. Haben Sie diese spezielle Klangwelt im Ohr?
  • Eine andere, viel einfachere Möglichkeit der Annäherung an diese Klangwelt ist, sich einfach beide Ohren zuzuhalten und währenddessen ein paar Worte zu sprechen. Hören Sie, wie dumpf Ihre Stimme dann klingt. Sie haben den „Knochenschall“ Ihrer Stimme“ entdeckt – jenen Klang Ihrer Stimme, der als Vibration vom Kehlkopf direkt über Ihre Wirbelsäule und Ihren Schädelknochen an Ihr „inneres Mikrofon“, Ihre Cochlea (Hörschnecke) im Innenohr übertragen wurde.

Wie wenden Sie den Eigenton der Stimme an?

Wenn also der Eigenton Ihrer Stimme so wertvoll ist – sollen Sie deshalb nur noch aus dieser Tonlage heraus sprechen? Nein, um Himmels Willen, denn das würde Ihre Zuhörer absolut ermüden und langweilen, weil ihre Stimme ja dann ganz monoton tönte.

  • Damit Ihre Stimme lebendig und animierend klingt, muss sie modulieren, also immer wieder anregend auf und ab gehen. Zu den vollen, gelösten, klaren und warmen Klangmomenten kommt dann das angenehme Auf und Ab des Tonfalls und schafft willkommene Abwechslung.

Die Kunst ist also, beim Sprechen immer wieder zu diesem vertrauensvollen Wohlfühlton zurückzukehren. Eine große Herausforderung, denn die meisten Menschen haben im Laufe ihres Lebens verlernt, dieses magische Potenzial beim Sprechen zu nutzen. Es bedarf also einiger Übung, um dieses wunderbare Geschenk der Natur wieder auszuschöpfen.

Deshalb hier zwei Praxistipps:

  • Machen Sie sich die Wohlfühloase Ihrer Stimme möglichst oft bewusst, um eine Referenz für Ihr Ohr zu schaffen. Um sich daran erinnern zu können, brummen Sie bei jeder nur denkbaren Gelegenheit ein wohliges, angenehmes kurzes „mmmhm!“. Ob beim Essen, ob beim Telefonieren, ob im Zwiegespräch – horchen Sie dabei ganz bewusst auf den Klang Ihre Stimme.
  • Beobachten Sie, wie sich Tonhöhe und Klangfarbe Ihrer Stimme verändert, wenn Sie in Druck oder Stress geraten.
  • Wenn Sie bemerken, dass Ihre Stimme sich vom angenehmen entspannten Bereich entfernt: Sind Sie bereits in der Lage, mit Ihren nächsten Worten wieder in den „Hafen des Eigentons“ zurückzukehren?

Viel Spaß beim Ausprobieren und Anwenden! Und viel Erfolg mit der Überzeugungskraft Ihrer Stimme! Denn … die Stimme ist ein Schlüssel in der Kommunikation. Nützen Sie sie?

Ihr Arno Fischbacher


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Der Autor:

Arno Fischbacher ist Business-Stimmcoach und Rhetorik-Experte, Redner und Autor. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top-Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Autor mehrerer Bücher, Past-Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich, Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.

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