Über die Polarität zwischen Männer- und Frauenstimmen werden immer wieder teils sehr eigenartige Untersuchungen veröffentlicht. Manchmal werden wohl einfach nur einzelne publikumswirksame Aspekte herausgegriffen und falsch wiedergegeben. So sind die meisten Zeitungsrandnotizen mit Überschriften wie „tiefe Männerstimmen sind sexy“ oder „hohe Frauenstimmen sind Liebestöter“ einfach schlecht recherchiert oder gut erfunden.

Ob Männer schrille Frauentöne gar nicht als Stimme wahrnehmen und daher auch nicht darauf reagieren? Zumindest nicht so, wie Frauen das gerne hätten? Tatsache ist, dass das Gehirn etwa ein Viertel einer Sekunde benötigt, um Worte zu verstehen. Diese Zwischenzeit wird aber bestens genutzt – das Gehirn analysiert vorab, woher der Ton kommt, ob er bedroht, ob er bekannt ist, anziehend einladend, sympathisch – und, ob dieser Ton mir gilt.

Zurück zu den schrillen Frauentönen. Kann man sie überhören? Akustisch gesehen kaum. Wenn der Klang aber an ein als Kind oft gehörtes vorwurfsvolles „Hast Du schon wieder Deine Hausarbeiten nicht gemacht?!!“ erinnert, kann es schon vorkommen, dass starke Filter der Wahrnehmung aktiviert werden. Man überhört den Vorwurf einfach.

Welcher Stimmton spricht verlässlich an? „Eigenton“ nennen Stimmexperten diesen magischen Klang. In jedem guten Gespräch ist diese Stimmnuance zu hören. Wenn das Gespräch „auf Augenhöhe“ stattfindet und nicht eine Beziehungs-Rolle, sondern das erwachsene Gegenüber angesprochen ist.